Sané unter Strom

Jan
2013
21

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Im Großteil der Welt eine schon lange nicht mehr wegzudenkende Selbstverständlichkeit, in Sané der gefeierte Beginn einer neuen Zeit: die Versorgung mit elektrischer Energie hat in Sané Einzug gehalten. Übrigens ganz ohne unsere Beteiligung, das Geld für das „Programme national plate-formes multifunctionnelle“ (ein Entwicklungshilfeprogramm, bei dem im Wesentlichen ein Generator zur Stromerzeugung sowie eine damit verbundene Getreidemühle in Dörfern installiert wird) scheint vielmehr aus einer luxemburgisch-burkinischen Kooperation zu stammen.
Angeblich gab es bereits ab 1844 in Paris am Place de la Concorde die erste elektrische Beleuchtung eines öffentlichen Platzes mit Bogenlicht, 168 Jahre später freuen sich auch die Bewohner Sanés über die Vorteile des Stromes aus der Steckdose. „Wie in einer echten Stadt!“ sei es jetzt, erzählte mir Ablo ganz begeistert am Telefon. Schule, Marktplatz, katholische, evangelische sowie muslimische Kirche und auch das Dispensaire seien bereits mit Licht versorgt, viele Familien würden sich noch um einen Stromanschluss ihrer Häuser bemühen.
So sehr ich mich auch für die Bewohner Sanés und ihre neueste technologische Errungenschaft freue, muss ich doch zugeben, gerade auch wegen der fehlenden Elektrizität so gerne dort gewesen zu sein. Die allgegenwärtige Versorgung mit Elektrizität hat hier bei uns und in der restlichen Welt unzweifelhaft die Rolle eines gewaltigen wirtschaftlichen Motors gespielt und war für unsere Entwicklung in den vergangenen hundert Jahren von kaum zu überschätzender Bedeutung – und diese Rolle wird die Elektrizität hoffentlich auch mit großer Verspätung für Sané übernehmen – aber die sternenklaren Nächte ohne „Lichtverschmutzung“ in Sané waren für Besucher immer etwas ganz Besonderes. Ich werde sie vermissen.
In diesem Zusammenhang hab ich mir auch (mal wieder) die Frage gestellt, was ich mit meinem Engagement für Sané eigentlich bezwecken will. „Wohin“ soll sich Sané denn entwickeln? Ist es mein Ziel, dass irgendwann in naher oder ferner Zukunft alle Einwohner Sanés Kühlschrank, Waschmaschine, Fernseher und ein Auto etc. haben? Andererseits: was spricht dagegen? Ich würde ja auch nicht darauf verzichten wollen.
Cedric Price hat dieses Dilemma sehr nett auf den Punkt gebracht: „Technology is the answer – but what was the question?“